Mit Prof. Dr. Klaus Wengst
01. und 15. März / 12. April / 03. und 31. Mai / 14. Juni 2024
Gemeindehaus St. Katharinen - 16.30 Uhr
An der Katharinenkirche 4, Braunschweig
In einem Laien-Seminar wird Prof. Dr. Klaus Wengst am Beispiel eines berühmten biblischen Textes die theologischen Wurzeln des christlichen Antisemitismus exemplarisch aufarbeiten.
„Dies lässt sich am besten mit dem Römerbrief machen“, erläutert Wengst sein Vorhaben, zu dem die Katharinengemeinde am Braunschweiger Hagenmarkt Interessierte einlädt. Die bis heute wirkmächtige Auslegung Luthers ist in der scharfen Auseinandersetzung mit der spätmittelalterlichen katholischen Kirche entwickelt worden und hat starke antijüdischen Impulse im evangelischen Glauben verankert. „Gegen die Papisten, unsere Juden“ – so Luther – wurde der Vorwurf von gnadenloser „Gesetzlichkeit“ und „Verdienstlichkeit“ erhoben und damit ein Zerrbild sowohl des Alten Testaments als auch der jüdischen Denk- und Glaubensweise gezeichnet. Dadurch wurde die evangelische Gnadenbotschaft, einer der großen Befreiungsimpulse der Neuzeit, zugleich gnadenlos antijüdisch und gehört mit zu den Quellen, aus denen der Antisemitismus sich speisen konnte. Erst nach dem Ereignis der Shoa (Holocaust) im 20. Jahrhundert hat in der evangelischen Theologie ein Umdenken eingesetzt, an dem der neutestamentliche Theologe Wengst (seinerzeit Bochum) in zahlreichen Publikationen der letzten drei Jahrzehnte prägend mitgewirkt hat. „Die Situation des Paulus war eine völlig andere als die Martin Luthers. Paulus war selbst Jude“, benennt er seinen Denkansatz. Von daher ist ein neues Verständnis sowohl der biblischen Grundlage als auch der christlichen Glaubensbotschaft zu entwickeln. „Es ist nicht ganz leicht, überkommene Denkgewohnheiten zu überwinden und Missverständnisse zu korrigieren“, weiß Gemeindepfarrer Werner Busch. Gerade angesichts gegenwärtig neu auflebender Judenfeindlichkeit sei eine biblisch begründete Partnerschaft der Kirche mit Israel und dem Judentum jedoch dringlich, ist er sich mit Wengst einig.
Der Eintritt ist frei und die gut eineinhalbstündigen Treffen sind jeweils thematisch in sich abgeschlossen, so dass auch punktuelle Teilnahme an den Terminen möglich ist.