Mit Dr. Arndt Gutzeit, Braunschweig
21. März 2023
Gemeindehaus St. Katharinen - 16.00 Uhr
An der Katharinenkirche 4, Braunschweig
Vor etwa 130 Jahren, 1889, wurde Emilie Esther Scheyer, die Emmy genannt wurde und sich später den Namen Galka gab, als Tochter von Henriette und Leopold Scheyer in Braunschweig geboren. Sie gehört damit zu jener Generation der in den 1880er Jahren Geborenen, die als Künstler, Architekten, Schriftsteller oder Musiker die Entwicklung der Moderne im 20. Jahrhundert maßgeblich prägen sollten. Emmy Scheyers Vater war Unternehmer, zunächst Ledergroßhändler und später Eigentümer der größten Braunschweiger Konservenfabrik der Zeit – die Konservenproduktion war eine echte Braunschweiger Spezialität.
Die wohlhabende Familie gehörte der jüdischen Gemeinde Braunschweig an, deren neue Synagoge in der Steinstraße, gebautes Symbol der Teilhabe der jüdischen Gemeinschaft an der deutschen Gesellschaft, zur Geburt von Emilie Scheyer gerade erst 14 Jahre alt war. Ob Familie Scheyer die Synagoge regelmäßig besucht hat, ist hingegen fraglich. Wie für viele vollständig integrierte Juden und Jüdinnen um die Jahrhundertwende mag das Thema Religion keine große Rolle im täglichen Leben gespielt haben. Dies kann man zumindest aus dem reichhaltigen Schriftwechsel schließen, den Galka Scheyer mit ihrer Familie, ihren Freunden und Geschäftspartnern geführt hat. Nur wenigen ist bekannt, dass es eine Braunschweigerin war, die der deutschen Avantgarde seit den 1920er Jahren den Weg in den USA und damit in die Welt ebnete und ihren bis heute währenden Erfolg begründete. Sie hat es sich in den 1920ern bis 1940er Jahren zur Aufgabe gemacht, jene vier Künstler, deren avantgardistischen Positionen ihr am meisten am Herzen lagen, in der Welt bekannt zu machen: Alexej von Jawlensky, Lyonel Feininger, Wassily Kandinsky und Paul Klee.