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Von der »Mördergrube« zur »Wellness-Oase« - Jüdische Ritualbäder in Deutschland

Gesprächskreis mit Dr. Katrin Keßler, Bet Tfila – Forschungsstelle
für jüdische Architektur in Europa, TU Braunschweig

18. November 2014

St. Albertus Magnus Gemeinde - 16.00 Uhr
Brucknerstr. 6, Braunschweig


Im Gegensatz zu zahlreichen anderen jüdischen Einrichtungen blieb das jüdische Ritualbad, das wie die Synagoge elementarer Bestandteil einer jeden jüdischen Gemeinde war, den Blicken meist verborgen, und um seine Nutzung rankten sich nicht selten die wunderlichsten Geschichten. Katrin Keßler wird die religionsgesetzlichen Hintergründe und Regeln erläutern und einen Überblick über die Entwicklung dieser besonderen jüdischen Einrichtung in Deutschland geben. Ausgehend von den bekannten Monumentalmikwen des Mittelalters in Speyer, Worms, Friedberg oder Köln über die häufig „in dumpfen, dunklen Kellerlöchern angelegten Gruben“ bis hin zu den modernen Badeanlagen des frühen 20. Jahrhunderts vollzog das jüdische Ritualbad eine durchaus spannende Entwicklung auf die nicht nur das jüdische Religionsgesetz sondern vor allem im 19. Jahrhundert auch die Behörden entscheidenden Einfluss nahmen.

Dr. Katrin Keßler hat an der TU Braunschweig Architektur studiert und ist langjährige Mitarbeiterin der Bet Tfila – Forschungsstelle für jüdische Architektur in Europa. Seit Beginn ihrer 2004 abgeschlossenen Promotion über „Liturgische und religionsgesetzliche Voraussetzungen für den Bau neuzeitlicher Synagogen in Mitteleuropa“ ist sie an zahlreichen Forschungsprojekten zu jüdischer Architektur beteiligt. Zur Zeit bearbeitet sie ein Forschungsprojekt zu jüdischen Ritualbädern in Deutschland, das die Braunschweiger Arbeitsgruppe der Bet Tfila gemeinsam mit Prof. Dr. Ronny Reich von der Universität Haifa durchführt. Das Projekt wird über drei Jahre (2011-14) von der German Israeli Foundation (GIF) gefördert.

Im Rahmen dieses Projektes werden alle bislang bekannt gewordenen Ritualbäder erfasst. Neben der Erforschung ihrer Baugeschichte und ihres religionsgesetzlichen Hintergrunds sollen vor allem die verschiedenen Typologien untersucht werden, die sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelt haben. Nach Abschluß des Projektes sollen die Ergebnisse in einem Katalog, ergänzt um Essays zu verschiedenen Themenkomplexen, vorgestellt werden.